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Alles liebe - ebook

Wydawnictwo:
Data wydania:
Lipiec 2014
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Alles liebe - ebook

Dieses Buch ist ein kühnes Experiment. Eroti-sche Literatur wurde in allen Kulturen und Zeiten geschrieben: Geschichten von Begeh-ren, Sehnsucht, Verführung, Leidenschaft, der Liebesentrückung aus Zeit und Raum. Liebe ist ein Privates Ereignis. Den einen verführt der Klang einer Stimme, ein anderer empfindet den Duft eines Menschen erregend oder fühlt sich gefangen von dem Blick der Augen, der Gestik der Hände, einer bestimmten Art sich zu bewegen, zu reden oder lachen. Körperliche ist eine Inszenierung, wie der Ort, Zeit, Stim-mung und Rollenspiele immer neu sein können.
Erfüllte Sexualität ist ein Geschenk, das nicht an Jugend gebunden ist. Sie kann uns helfen, uns aus der Welt zu öffnen und einfach leben-dig zu sein.

Der Autor


Frankfurt am Main im Mai 2014

Kategoria: Opowiadania
Język: Niemiecki
Zabezpieczenie: Watermark
Watermark
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ISBN: 978-83-7859-368-3
Rozmiar pliku: 2,7 MB

FRAGMENT KSIĄŻKI

Vorwort

Dieses Buch ist ein kühnes Experiment. Erotische Literatur wurde in allen Kulturen und Zeiten geschrieben: Geschichten von Begehren, Sehnsucht, Verführung, Leidenschaft, der Liebesentrückung aus Zeit und Raum. Liebe ist ein Privates Ereignis. Den einen verführt der Klang einer Stimme, ein anderer empfindet den Duft eines Menschen erregend oder fühlt sich gefangen von dem Blick der Augen, der Gestik der Hände, einer bestimmten Art sich zu bewegen, zu reden oder lachen. Körperliche ist eine Inszenierung, wie der Ort, Zeit, Stimmung und Rollenspiele immer neu sein können.

Erfüllte Sexualität ist ein Geschenk, das nicht an Jugend gebunden ist. Sie kann uns helfen, uns aus der Welt zu öffnen und einfach lebendig zu sein.

Der Autor

Frankfurt am Main im Mai 2014Die Schauspielerin

»Du Willst also zum Theater?« Der Hotelier Daniel Jankowski lehnte sich hinter seinem Schreibtisch in den großen Polstersessel zurück.

»Ja, Vater.«

»Warum? Warum willst du Schauspielerin werden?«

»Weil ich glaube, daß ich etwas erreichen kann.«

»Warum zum Teufel, Schauspielerin?«

»Ich weiß nicht, warum.«

»Es ist scheußlich. Du kennst diese Art von Leben? Überlege es dir noch eine wenig.«

»Warum?«

»Du bist doch ein intelligentes Mädchen. Du kannst dir jede Art von Leben schaffen, die dir zusagt. Wenn es nicht irgendwie eine Not-wendigkeit für dich ist, dann schlage es dir aus dem Kopf!«

Sie fühlte, wie ihre Handflächen feucht wurden, aber ihr Vater sollte nicht sehen, daß sie sie an ihren ihrem Rock abwischte.

Es verging eine längere Zeit, bis der Vater zu ihr sagte: »Na, gut. Ich werde dir doch helfen... Und weißt du auch, warum?«

»Warum?« Ihre Stimme klang schüchterner, als sie es wahrhaben wollte.

»Wenn ich dir etwas verbitten dürfte, würde ich dich nie in die Nähe einer Bühne oder einer Kamera lassen. Es ist kein schöner Beruf. Alle diese Leute bilden eine große, unglückliche Familie von Haifischen.«

»Ich verstehe«, sagte sie.

Es war ein merkwürdig ruhiges Leben, das sie führte. Sie hatte viel mehr zu tun als in der Schule, und war am Abend immer sehr müde. Sie stellte Wasser für Tee auf, setzte sich auf die Couch und ging - zum hundertsten Mal! - die Szene aus der „Dreigroschenoper“ durch, die sie zu lernen hatte. Dann legte sie sich mit dem Rollenheft ins heißes Bad und versuchte, eine Szene durchzunehmen.

Sie hatte keine Freunde, niemanden, mit dem sie ein paar vergnügte Stunden verbringen konnte. Kollegen im Theater mochten sie nicht. Sie verhielten sich ihr gegenüber durchaus höflich, aber sie konnte den Neid fühlen, der ihr entgegenschlug. Ihre Reaktion bestand darin, daß sie noch fleißiger arbeitete, um sich die Achtung der Kollegen zu erringen.

Nach der Premiere der „Dreigroschenoper“, die fast drei Stunden dauerte, lud sie der Regi-sseur auf ein Glas Sekt.

»Sie waren wirklich gut«, sagte er nach dem ersten Schluck zu ihr.

»Danke«, sagte sie.

»Mir brauchen sie nicht zu danken. Das verdanken Sie ihrem Talent. Ich hoffe, die Kritiker werden der gleichen Meinung sein. Vor Ihnen steht die Zukunft noch offen. Ich weiß, Sie sind so deprimierend jung. Wie wär’s, wenn wir noch ein Glas Kognak trinken. Aber in meiner Wohnung?«

»Gern«, erwiderte sie.

Von allen jungen Schauspielern die sich nur mühsam empor kämpften, hatte sie die größten Chancen, im nächsten Theaterstück die Hauptrolle zu spielen.

In seiner Wohnung angelangt, reichte er ihr das Kognakglas. Sein Gesichtsausdruck verriet Neugierde. Sie unterhielten sich eine Weile über das neue Stück unter seiner Regie.

»Sie sind ein braves Mädchen, das seine Rolle gut versteht«, sagte er. »Jetzt muß ich nur noch herausstellen, ob Sie in anderen Dingen auch so talentiert sind«.

»Ja, das muß sich noch herausstellen«, sagte sie. Und trank ihr Glas aus.

»Wie nett von Ihnen, das zu sagen.« Er stand auf, reichte ihr die Hand und führte sie

ins Schlafzimmer.

Als sie nackt im Bett lag, schien jede Zelle ihres Körpers aufzuschreien in der jubelnden Seligkeit höchsten Genusses.

»Komm, Mädchen«, sagte er, und sein Mund lachte noch, als er ihn auf den ihren drückte.

Er war in sie eingedrungen, und sie saß auf ihm. Er bewunderte ihre spitzen Brüste. Sie bewegte sich auf ihm auf und ab. Er griff plötzlich nach ihren Hüften, wollte sie zurückhalten, aber sie mißverstand ihn und bewegte sich heftiger. Im nächsten Moment bäumte sich sein Körper auf. Sein Orgasmus hatte sie in höchste Erregung versetzt, weil sie alles so deutlich gespürt hatte.

Noch immer mit ihr vereint, küßte er ihre Augenlider und blies zart über ihr von Schweiß bedecktes Gesicht, um es zu kühlen. Er blieb in ihr, und nach einiger Zeit begann er sich von neuen zu bewegen.

Bei diesem zweiten Male waren sie beide von gelassener Sicherheit, wie zwei Menschen, von denen jeder den Körper des anderen kennt. Es war wieder so himmelstürmend wie das erste Mal, aber inniger, intimer.

Als er sich wieder in sie ergoß, flüsterte sie:

»Mein liebster, ich liebe dich. Ich liebe dich«.

»Und ich liebe dich auch«, sagte er. »Ich wollte es Dir vor der Premiere nicht sagen. Aber jetzt kann ich es schon sagen.«

‘Liebe macht schön’, dachte sie am nächsten Morgen, als sie in den Spiegel blickte. Aber war das nicht vielleicht ein rein subjektiver Eindruck? Sie war jedenfalls glücklich.

Die Liebesrolle der letzen Nacht veränderte ihr Leben grundsätzlich. Sie entdeckte, daß ihre Arbeit, so hart sie war - lang, anstrengend und unglaublich beanspruchend - ihren Gefühlen eine Zuflucht bot. Ihr Leben wurde zum einem Projekt, zum Ablauf einer Karriere, zu einer Reihe von Hürden, die es zu überwinden galt, in der Richtung auf Ziele, die man erreichen mußte. Das Beste daran war, daß sie nicht einmal selbst entscheiden mußte, welche Ziele zu erreichen waren. Es gab einen Menschen, der für dies sorgte – und es war der Regisseur.Das Mädchen aus dem Wald

(Romanauszug)

Nach dem seit Menschengedenken Winter, waren die Januartage 1944 im Deutschen Protektorat die kältesten. Oft waren tagelang 20 Grad Kälte, manchmal sank das Thermometer auf 25 Grad unter Null. Es war Saukalt. Ein Jüdisches Mädchen flüchtet aus einem Übergangslager und sucht nach Versteck im Walde. Karol, ein angesehener Landwirt eines Dorfes, entdeckt sie und nimmt in Obhut.

Ein Okkupations-Drama“, psychologische Geschichte der Suche nach überleben. Melodramatik vermischt mit dem Innenleben eines Kleindorfes in okkupiertem Polen, wo die Darsteller des Romans ein ruhiges, eher riskantes Alltagsleben führen. Es beschreibt im leidenschaftlichen still tausendmal Angst, Leiden und Liebe der Hauptdarsteller die letztendlich in der Tragikgeschichte den Tod wählen.

Die Originalausgabe erschien 2001

bei Verlag Inter Media, Gliwice

unter dem Titel

Jeszcze jeden dzień życia

(Noch ein Tag zum Leben)

Es war die erste Neujahrswoche, draußen auf dem Bauernhof herrschte idyllische sonntagsstille.

Karol erwachte aus dem schlaf, und brauchte noch einige Minuten, um zu sich zu kommen.

Die Wanduhr schlug neun Uhr, und er hatte weiterhin keine Lust aufzustehen. Das Federbett umhüllte ihn dicht und warm. Er sehnte nach einer lieben Frau. Ein Haus ohne Hausfrau, ist ein kalter offen, und die Hormone rebellieren ihm letztens mit immer stärkeren Kraft. Demnächst wird er was gescheites unternehmen müssen um eine passende Hausfrau zu finden. Die verwitwete Konstanz, Tochter der damaligen Gutsbesitzerin, wäre wohl die passende Frau, meinte er. Bestimmt träumt sie auch von einer neuen Ehe? Ihr dreißigjähriger Körper rebelliert wohl gegen ungewollte Witwenrolle. Sie ist nicht hässlich, hat einen flachen Busen, aber fürs Auge so einer hat manchmal größere Anziehungskraft, als übergroße Hängelappen.

Die Kirchenglocke ließ sich hören. Die Dörfler wurden zu Zehnuhrmesse Aufgerufen. Karol schaute wiederum auf die Wanduhr. Die höchste Zeit aus den Federn zu steigen.

Es blieb ihm jetzt sehr wenig Zeit und der

Pfarrer war von der alten Zeit, für Nachzügler war er erbarmungslos. Er konnte mit Scharfen Worten von der Kanzel rügen.

Jetzt aber schnell rasieren, waschen, Hemd und Sonntagsanzug aus dem Schrank holen... und ohne Frühstück raus aus dem Haus.

Der Himmel war Klar, das Wetter Windstil. Der Schornsteinrauch aus vielen Häusern zog Scheitelgerade hoch in den Himmel. Im Verschmutzen Schnee scharten einige Hühner, zwei verwirte Enten durchquerten ihm den Weg. Er ging mit schnellen Schritten, um die Schneepfützen machte er großen Bogen.

In seiner Sichtweite ragte der Steile Kirchturm. Gegenüber der Kirche Stich ins Auge ein schickes Haus eines angesehenen Juden. Nach seiner Deportation ins Konzentrationslager hat ein Provinzler, ein gewisser Makowski, das Haus bezogen und im Erdgeschoss einen Kolonialladen eröffnet. Im Umfeld des Marktplatzes stand ein Dutzend gut gepflegter Häuser. Am Sonn- und Feiertagen war der Marktplatz eine Ansammlung von unzähligen Pferdekutschen und Fuhrwerken. Die Bewohner naheliegender Dörfer kamen zu hl. Messe mit ihren Gespannen.

Karol durfte über Sakristei die Kirche betreten. Im Presbyterium war seine Kirchenbank,

die einst zum Gutshof gehörte. Nach Zwangs-aussiedelung der Gutsherrin, übernahm er sie eigenmächtig im Besitz. Der Pfarrer war dagegen: „In der Kirche bin ich der Herr, und ich bestimme was einem zusteht“. Dem Pfarrer Widersprechen war nicht so einfach. Zu einer Einigung kam erst dann, als er Pfarrratmitglied wurde. Seitdem wurde die Bank ihm eigens zugeordnet.

Im Kirchenschiff drängte sich der Pöbel. Von ihm zog ein unerträglicher Gestank von schlecht gegerbten Schafpelzen. Viele waren erkältet, störten mit Reizhusten und niesen.

Gegenüber Presbyterium saß der Kolonialladenbesitzer Makowski mit seiner Rothaarigen Gattin. Über ihr argloses Temperament kursierten Pikante Geschichten. Sie war nicht mehr jung, doch sehr gepflegt und stets toll gekleidet. Sie legte großen Wert auf ihr Äußeres. Das nahm ihr einige Jahre von Alter ab. Männer kamen von ganz alleine an sie heran. Und sie war für sie immer greifbereit. Manche hatten ihr zu verdanken, sehr anregende Stunden erlebt zu haben.

Karol wollte sich gerade in die Lektüre des Gebetsbuches vertiefen, da fiel sein Blick auf die Tochter des Sägewerkinhabers. Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum, und hörte sogar sein Herz laut schlagen. So verwirrt war er schon lange nicht mehr gewesen. Das blutjunge Weib hatte nicht nur blaue Augen, aber einen wohlgestalteten Körper. Alle Männer waren verrück nach ihr. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn, als sie ihm einen zauberhaften Blick warf. Ein Blick voller Versprechung. Karol erwiderte mit knappen Kopfnicken und schlug sofort sein Gebetsbuch wieder auf. Trotzdem schaute er sie abermals verstohlen an. Als später der Priester das Sakrament heiligte, und alle mit gesenktem Kopf auf die knie fielen, Monika zog absichtlich ihren Rock oberhalb die Knie. Bei diesem Anblick stieg ihm übermäßig der Blutdruck hoch. Sie musste seinen Blick gemerkt haben, weil sie absichtlich den Rock noch bis zum Strumpfband hoch zog. Karol spürte einen Druck auf der Brust, sein Herz fing an zu Zucken. Er war eifersüchtig auf den jungen Organist, der ihr Klavierunterricht erteilte und womöglich auch andere Fingerübungen. Bekanntlich hatte er schon alle junge Mädchen im Dorf zu einer Tat verführt. Der Pfarrer hatte seinetwegen viel Ärger. Junggesellen beklagten sich wegen Untreue der Verlobten. Einer hatte sogar schon angesagte Hochzeit gestrichen.

Der Gottesdienst dauerte etwas länger, weil

der Pfarrer einen Bibeltext vorgelesen hatte. Und als später das ersehnte Ite Missa es aus der Pfarrerskehle melodisch erklang, Karol hatte schnellstens die Kirche verlassen.

Nach der Kälte in der Kirche kam ihm draußen die Sonne warm vor. Er blieb eine weile stehen. Und andere, die sich auf dem Heimweg machten, tippten an ihre Hüte und grüßten ihn respektvoll. Nach einer weile eilte er nachhause um den Hunger zu stillen.

* * *

Am Nachmittag machte er einen Spaziergang in den naheliegenden Wald. Er Schritt den eisigen Feldweg entlang und schurrte mehrmals übers Eis. Hoch über seinem Kopf kreischte Schwarm Raben mit ungeheurem Geschrei.

Er verkürzte den Weg übers Wiesen, aber unter der gefrorenen Schneedecke stand stilles Wasser. Seine Schuhe waren Total durchnässt.

Am Waldrand angelangt, blieb er eine weile stehen, und warf einige Blicke über die Gegend. Ringsherum herrschte Idyllische Sonntagsstille. Das vereiste und leicht gewölbte Wiesenland erstreckte sich zu seinen Füßen.

Der Wald war tief im Winterschlaf versunken. Keines Tieres Schrei, kein Vogelruf, Selbst die mit Schneeüberhängenden Zweige bogen sich ohne Laut zur Seite.

Karol zündete eine Zigarette an und machte tiefen Lungenzug. Plötzlich fiel ihm ein Schneeknistern auf. Das mag wohl ein Kitz oder ein Hase gewesen sein, meinte er, und machte einen Lungenzug zu Beruhigung. Doch das knistern wiederholte sich. Jetzt wurde er aufmerksamer. Er zerdrückte mit dem Schuh die Kippe im Schnee, und spuckte weit vor sich hin.

»Hallo, wer ist dort!« Rief er halblaut.

Keine Antwort. Keine Regung.

Im Dickicht hat sich etwas bewegt. Ein Mädchen im Grauen Herrenanzug tauchte auf.

»Wer bist du«, fragte Karol, und umschaute sich vorsichtig.

Das Mädchen antwortete nicht. Karol ließ nicht locker und wiederholte die Frage.

Sie blieb weiterhin stumm, nur die Augen bewegten sich nervös.

»Willst du vielleicht… dorthin?« und deutete mit dem Kopf Richtung Dorf.

Sie schüttelte mit dem Kopf.

»Sei doch vernünftig, und sage woher du kommst, und wo willst du hin?«

Sie schwieg wie das Grab. Die Gesichtszüge haben sich deutlich angespannt. Karol trat ihr gegenüber, aber sie machte sofort einen Satz zurück, und zitterte am ganzen Körper vor Kälte und Angst. Ihr Gesicht und Hände waren blau angelaufen.

»Man muss unberechenbar sein, in so kalter Jahreszeit leicht angezogen im Walde herumzuschlendern!«

Er zündete sich eine Zigarette an.

»Willst du vielleicht auch eine Rauchen?« und bot ihr eine Zigarette an.

Mit versteiften Fingern versuchte sie eine Zigarette aus der Schachtel zu fischen. Karol steckte ihr eine Zigarette in den Mund und sie brannte von ihm ab.

Sie inhalierte tief. Es war die erste Zigarette seit vielen Wochen. Dann sackte sie auf den Stamm zusammen, auf dem er vorher saß, und machte nacheinander hastige Lungenzüge

Beide rauchten schweigend, schickten sich nur einander ausdrucksvolle Blicke. Die Zigarette brachte ihr eine kleine Entspannung.

»Sag doch endlich woher du kommst, und wohin willst du gehen.

Wieder bekam er keine Antwort.

»Bist du Stumm«, mahnte er sie im scharfen Ton.

Ihr schweigen befestigte seinen Verdacht, dass es mit ihr irgendwas nicht stimmt.

Er schaute sich jetzt ihr genauer an. Sie war groß und schlank, dunkle Brauen bildeten gerichtete Bögen und gaben dem schmalen Gesicht einen beständigen Ausdruck. Unzweifelhaft ein sehr kultiviertes, aber Geheimvolles Mädchen, stellte er fest.

Sie schaute ihn mit erloschenem Blick an und fragte, ob er was zum Essen mit sich habe?

»Du hast... Entschuldigung. Sie haben…«

»Sie können ruhig zu mir du sagen, so alt bin ich ja wieder nicht. Das was ich durchgestanden habe, macht mich alt. Wenn sie eine Nacht ganz allein hier in der Wildnis ohne Nahrung, ohne Hoffnung... und Angst…«

»Dann sag doch endlich, warum du im Walde herumdrehst?«

»Es ist eine lange Geschichte, und lässt sich nicht mit ein paar Worten sagen. Sie müssten erst mal die ganze Geschichte sich anhören...«

»Also, gut. Dann sag mir wenigsten ein Teil davon...«

»Ich habe Hunger. Schade, dass Sie nichts zu Essen haben.«

»Ich bringe dir was zum Essen, aber vorerst

will ich wissen, warum schlenderst du hier?

»Es interessiert sie nur, woher ich komme. Wollen sie mich in Obhut nehmen?«

»Auch das. Ein junges und schönes Mädchen muss leben, auch in schier ausweglosen Situationen.«

»Ich komme...«, sie öffnete den Mund, und schloss ihn wieder. Nach einer weile sagte sie mit leiser unsicheren Stimme: »Ich komme... ich komme aus Piaskowo!«

Das klang wie ein Blitz vom Himmel! Jüdin. Aus dem Lager entkommen? Karol sah sie jetzt genauer an. Hohe Stirn, gerade Nase, keine judenstämmigen Merkmale.

»Du bist also...?«

»Auf der Flucht.« wollten sie wohl sagen?«

»Seit wann?«

Sie blickte zu ihm hoch und sah ihn eine weile schweigend an.

- Ich wiederholte meine Frage: Seit wann bist du… ich meine, im Walde?

»Seit drei Tagen.«

»Und seitdem hast du nichts im Munde gehabt?«

Sie nickte und bat um noch eine Zigarette. Ihr Blick war verschwommen. Nach tiefen Lungenzug fragte sie:

»Sind vielleicht in der Gegend Deutsche? Und wo bin ich denn überhaupt?«

»Du brauchst keine Angst haben«, sagte er sanft. »Ich verstehe dich sehr gut, glaube mir. Hier gibt es keinen einzigen Deutschen. Übrigens von hier aus nach Piaskowo, ist cirka zwölf Kilometer. Wo willst du schließlich gehen?«

Sie zuckte mit den Achseln, und antwortete mit erloschener Stimme:

»Ich weiß selber nicht. Auf keinen Fall zurück nach Piaskowo.

Das Rätsel um sie wurde immer undurchdringlicher. Karol wollte keine Zeit verlieren, die Dämmerung setzte an. Im Walde wurde immer dunkler und unangenehmer.

»Bleib auf dem Stamm sitzen, gehe nirgends weg, ich bringe dir was zum Essen.«

Unterwegs überlegte er, ob es sinnvoll wäre mit seinen Plan den knecht einweihen, und mit ihm zu dem Mädchen zurückkehren? Dann aber änderte er seine irrige Meinung. Józef hatte große Klappe. Er hätte alles ausgeplappert und der örtliche Schutzmann würde Karol mit Gendarmen drohen, um Geld oder ein Schlachtschwein zu erzwingen.

Jagusia, seine Haushälterin, musste die Kühe frühzeitiger ausmelken und danach den Hof

sofort verlassen. Vorher musste sie noch alle Fenster mit Fensterläden abdichten, was üblich nicht der Fall war.

Karol hatte inzwischen einige Brotscheiben mit Schmalz zurechtgemacht, und rannte wie geölter Wiesel querfeldein zu dem Mädchen zurück. Unterwegs überlegte er, ob es nicht sinnvoller wäre, das Mädchen im warmen Bett übernachten und im Morgengrauen verabschieden?

Dunkel und verborgen war der Rückweg. Zuweilen blieb er stehen, hielt den Atem an und lauschte auf Bewegungen in der reglosen Dunkelheit

»Hallo... hallo...« rief er und spitzte die Ohren. Absolute Stille. Er ging einpaar Schritte weiter, horchte einen Augenblick und wiederholte: »Hallo... hallo...«

Ein Geräusch ließ sich hören und knicken der verfrorenen Schneedecke.

»Ich komme«, erklang leise Stimme. Trotz der Dunkelheit näherte sie sich sehr unsicher.

»Warum hast du keinen Laut von sich gegeben?« rügte er sie.

»Ich hatte Angst. War nicht sicher, ob sie ohne Begleitung zurückkehren.« Sie zitterte am ganzem Körper und klapperte mit den Zähnen.

Karol holte aus der Hosentasche Schnaps-

flasche heraus und überreichte ihr. »Trinke... du wirst dich innerlich erwärmen und besser fühlen. Los, hinunter damit.«

Widerstandslos setzte sie die Schnapsflasche an und verschluckte sich.

»Ich kann es nicht«, und reichte ihm die Schnapsflasche zurück.

Und dann tat er, was er die ganze Zeit hatte tun wollen – er streckte seine Hand nach ihr aus, und sagte:

»Folge mir. Übrigens essen wirst du unterwegs.«

Und sie folgte ihm ohne Gegenrede.

»Schneller... schneller«, drängte er. Dann musste er doch verlangsamen, weil sie nicht nachkommen konnte.

Kurz darauf erreichten sie den Bauernhof. Karol musste die Eingangspforte doppelt verschliessen und die Hunde von der Kette befreit. Dann Hand in Hand überquerten sie eiligst den Bauernhof. In der Diele machten sie halt.

Das Küchenfenster war mit Fensterladen abgesichert, doch sicherheitshalber verdeckte er in der Küche noch mit einer Wolldecke.

»Du wirst dich entkleiden müssen, dein Anzug ist vollkommen durchnässt. Ich werde

es später trockenlegen. Und holte aus dem Schrank für sie eine Herrenhose und ein Flanellhemd. »Umziehen wirst du dich in der Stube nebenan. Ich bringe dir auch eine Schüssel warmes Wasser, Seife und Handtuch.

In der neuen Verkleidung machte sie den Eindruck einer Vogelscheuche. Das Hemd und die Hose waren für ihre Körpergröße übergroß.

Karol hatte schnell ein Rührei mit Speckseite zubereitet.

Sie setzten sich an den Küchentisch, einander gegenüber. Sie mit dem Rücken zum Fenster. Da fiel ihr Blick auf ein Bild in einem Zierrahmen. Es zeigte die Heilige Familie.

Karol konnte von ihr kaum den Blick wenden. Ein sehr hübsches Mädchen, meinte er, bestimmt aus einer sehr intelligenten Familie? Schade nur, dass eine Jüdin, bedauerte er.

»Ich kannte früher viele Juden in Piaskowo, womöglich auch deine Eltern?« sagte er hinterlistig und starrte sie an.

»Sagt ihnen was der Name Schlemmer?«

»Der Name ist mir nicht fremd. Ich kannte einen Rechtsanwalt…

Ihre Augen bekamen plötzlich einen neuen

Glanz.

»Können Sie mir eine Zigarette anbieten?«,

und stellte den Teller mit dem Rührei beiseite.

»Erst dann, wenn du alles aufisst, du bist doch ausgehungert!«

»Im Walde hungernd frierend und in ständiger Todesangst, hätte ich sogar einen Wolf verzerrt, jetzt kann ich kaum etwas hinunterschlucken.«

»Trinke wenigstens die Milch, solange sie heiß genug ist«, drängte er.

Ihr benehmen bestätigte gute Kinderstube zu haben, die heiße Milch trank sie ohne zu schlürfen.

»Mein Vater führte eine Anwaltskanzlei.«

»Also, doch... Er half mir in hypothekarischen Angelegenheiten«, sagte Karol. »Einmal traf ich in der Kanzlei einen jungen Kerl im Schüleranzug...«

»Das war bestimmt mein Bruder - Gymnasiast. Ich wohnte damals bei meiner Großmutter in Krakau.«

»Warum suchst du bei ihr jetzt keine Zuflucht?«

»Kurz vor Kriegsausbruch ist sie Verstorben«, ihre Augen bekamen plötzlich einen traurigen Ausdruck. Auf ihrem Gesicht war jetzt Wehmut ge

»Ausgerechnet am Vortag des Krieges...«, sagte er mit gewiesenem Beileidsgefühl.

Karol fasste, dass er ein schmerzliches The,

antastete.

»Darf ich endlich die Zigarette haben?«

»Du rauchst zuviel.«

»Ich weiß, es ist ungesund, aber in dieser unruhigen Zeit sorge um Gesundheit wäre doch übertrieben.«

»Wo verbleiben jetzt deine Eltern?«

»Es ist eine traurige Geschichte. Mein Vater wurde ins Konzentrationslager deportiert. Dort starb er angeblich auf Herzversagen. Meine Mutter, die das leibhaftig mitbekam, verstarb kurz darauf. Seit dem Tod der Eltern ich und mein Bruder, der irgendwo auch Zuflucht sucht, sind wir unglückliche Weisen ohne irgendwelche Freunde«, sie hob tränen überströmtes Gesicht zu ihm auf. »Bitte... sie dürfen mir nichts böses antun! Ich... ich habe ja sonst niemanden auf der Welt! Keine Eltern, keine Oma, keine Tante, keinen Onkel...«

»Was hast du überhaupt vor? Mache daraus kein Geheimnis, ich will dir doch helfen.«

»Vielleicht kehre ich in den Wald zurück... und finde denjenigen, den ich dringend suche«. Ihr Gesicht erstarrte.

Ihre Aussage deutete auf Geheimnisvolle

Zurückhaltung. Im Walde jemanden auffinden fand Karol als reinen Unsinn.

»Ich hätte gerne noch eine Tasse Milch.«

Am Herd Stand ein großer Topf mit heißer Milch. Karol füllte eine Tasse voll und reichte ihr. Sie umfasste die Tasse mit beiden Händen, als wollte sie die Handflächen erwärmen.

»Morgen verbringst du den ganzen Tag im Bett, und übermorgen... wir überlegen noch was dann weiter.«

»Sie haben mit mir nur unnötige Sorgen! Wohnen sie alleine im abseits gelegenen Bauernhof?«

»Jagusia ist meine Haushälterin, Sie ist Verheiratet und wohnt mit Schwiegereltern. Józef ist mein knecht. Habe noch zwei Brüder. Der ältere lebt als Zwangsarbeiter bei einem Bauer in Bayern. Übrigens ihm gehört das Elterliche Anwesen. Der jüngere heiratete im Nachbarsdorf eine Kriegerwitwe. Ihr Mann ist im Polenfeldzug gefallen. Er betreibt einen mittelgroßen Bauernhof. Doch für heute langt es. Du gehst jetzt ins Bett, um sich richtig ausschlafen und erholen.«

Karol führte sie in die Nebenstube mit weiß getünchten Wänden.

»Schlafe ruhig und erhole dich unterm warmen Federbett. Hier besteht keine Gefahr für dich.«

Er verließ die Stube, blieb aber eine weile hinter der Tür in der dunklen Diele stehen. Er konnte sich nicht erklären, weshalb der heutige Tag auf einmal so bedeutungsvoll für ihn ist? Das hilfslose Mädchen hatte ihn verwandelt und in einen Strudel gerissen.

.

Am nächstem Morgen versuchte Józef die Fensterläden wieder aufschließen, Karol hat sich jedoch widersetzt. Er blieb bei seiner Behauptung, dass verschlossene Fensterläden keine wärme verschwenden.

Als Jagusia später unterm Küchenherd Feuer legte, erzählte sie ihm worüber Dörfler herumsprechen: Jüdische Durchgänger aus dem Übergangslager, suchen in der Umgebung nach Versteck. Im Nachbarsdorf hatte ein Bauer einen Juden eingekellert, die Wehrmachtsoldaten haben ihn entdeckt, und zu Vergeltung das Haus in Brand gesteckt!«

Karol erfasste Angst. Er konnte seiner Leichtsinnigkeit kein Preis geben. Er lief auf den Bauernhof heraus, um seine Nervosität zu verbergen. Er hätte sich unnötigen Kummer erspart, wenn er gestern dem Mädchen etwas Essen und Geld auf den Weg herbeigeschafft hätte. Somit wäre er sie los. Jetzt muss er sich unnötig das Hirn zermatern. Er zitterte am ganzem Körper vor Angst und schwarzen Gedanken.

Er beschloss dem Mädchen ein reichliches Frühstück verabreichen... bis zu Dämmerung in der Stube Verbergen und dann abschieben.

Das Mädchen verbrachte eine sehr unruhige Nacht. In der Stube war halb Dunkel. Wenn sie den Kopf zur Seite neigte konnte sie die winzigen Sonnenstrahlen sehen, die durch Fenster-ladensspalten in die Stube eindrangen.

»Haben Sie eine Aspirin?« fragte das Mädchen, »Ich merke Fieber!«

»Um Gotteswillen, decke dich gut zu, die Stube ist unbeheizt.«

Karol holte vollen Becher Milch mit Honig und eine Butterstulle. Er erzählte was ihm heute Morgen zu Ohren gekommen ist.

Wie von Blitz getroffen sprang sie aus den Federn heraus. Karol senkte den Kopf, das zu kurze Flanellhemd entblößte ihren unterleib. Blitzschnell verhüllte sie ihre Scham mit dem Kopfkissen.

»Ich ziehe sofort meine Klamotten an, und verschinde«, sagte sie erschrocken.

»In diesem Zustand wirst du nirgends gehen. Zurück ins Bett und decke dich gut zu.

Karol rannte was die Beine hergaben in den Kuhstall zu Jagusia. »Besorge mir sofort Aspirin. Die Grippe hat mich erwischt.«

Und sei Vernünftig. Tue was ich gesagt habe.«

»Die Dörfler nehmen diesen misst nicht in den Mund. Sie kurieren sich mit Heilkräutern.«

»Erspare dir dein Klugreden. Deine Sorge, woher du sie nimmst. Andernfalls wirft mich die Krankheit über den Haufen. Beeile dich, ich merke schon Schüttelfrost.

In der Küchendiele war eine Falltür, die zu Unterkellerung führte. Karol stieg die Holztreppe hinunter. Ein dumpfiger Geruch ließ sich merken. Im Kerzenlicht schob er einige Gegenstände zu Seite, und schaffte freien Platz für einen Strohsack, Hocker und Eimer.

Jagusia kam mit leeren Händen zurück. Karol ließ nicht nach: »Laufe zum Pfarrhaus, oder warte mal, ich werde gehen...«

»Gott behüte! Grippe ist doch ansteckend. Wer soll am Sonntag Gottesdienst lesen, wenn sie den Pfarrer anstecken?«

Es dauerte nicht lange und Jagusia war zurück. Ihr Rock war heftig von der Schneeschmelze bespritzt. Sie brachte Aspirintabletten und ein Fiebermesser. Und der Pfarrer wünschte Karol schnelle Genesung.

»Jagusia, schlachte ein Hähnchen und koche

eine Brühe. Ich spüre eine Verkühlung, muss sofort ins Bett«, dazu ließ er seine Stimme absichtlich heiser klingen.

Anstatt ins Bett, ging er zu dem Mädchen.

»Warum hast du die Butterstulle nicht aufgegessen. Soll ich noch Tasse Milch holen?«

»Lieber ein Glas Wasser für Aspirin.«

Karol holte ein Glas Brunnenwasser. Gestützt auf einem Ellenbogen verschluckte sie gleichzeitig zwei Aspirintabletten.

Karol nahm ihr das Glas ab, und sie sank in die Kissen zurück. Er fragte, ob sie jetzt schlafen wolle?

»Nein.«

»Willst du vielleicht mit mir etwas reden?«

»Es ist so quälend, wenn man nicht aufhören kann zu denken. Ich hätte lieber eine Tablette, die mein Hirn ausschaltet.«

»Eine solche gebe es nicht, aber später kriegst du zu Stärkung eine kräftige Hühnerbrühe.«

»Und Abends werde ich gehen müssen...?«

»Nein! Du bleibst... solange, bis die Erkältung einigermaßen nachlässt.... Jetzt musst du Fiebermessen.«

Seine Nerven waren angespannt. Innerlich spürte er panische Angst vor irgendwelchen

und unerwünschten Besuch.

Die Fieberskala zeigte über neununddreißig Striche. Neue Angst. Sie kann Lungenentzündung kriegen. Sie kann auch sterben! Er bereute, dass er gestern das allerwichtigste ignoriert hatte.

Am spätem Nachmittag arrangierte Jagusia Höllenlärm wegen einen Milcheimer,

»Ich brauchte den Eimer für Schleuderhonig«, sagte Karol ohne Aufwand.

»Für Honig nimmt man doch Steintöpfe.«

»Ich brauche keine Ratschläge von dir, fasse dich lieber an deine Nase«, sagte er schnippisch.

Eine Stunde später neue Panik. Die Petroleumlampe war nicht zu finden.

»Ich habe ungewollt den Glaszylinder zerschlagen. Morgen kaufe ich neuen...« log er wiederum, um sie nur loszukriegen.

Der Fieberstand hielt weiter an. Karol verabreichte dem Mädchen Milch mit Knoblauch. Gegen Abend hatte die Fieberkurve etwas nachgelassen. Karol erleichtert atmete auf.

Es ging bereits auf acht Uhr abends zu. Jagusia und Józef waren längst mit dem warten fertig, und gingen nach Hause.

Karol machte einen Rundgang um das Haus und überprüfte die Schließbarkeit der Fenster-

läden. Dann nahm er Schröpfgläser und ging mit den bauchigen Glocken, und einen Spiritusbrenner zu dem Mädchen.

»Ich werde dir den Rücken massieren. Dazu

muss du aber den Oberkörper freimachen.«

Im Bewusstsein, dass er ihre nackten Brüste sehen wird, versuchte er sich die Rundungen auszumalen, ja sogar die Hautfarbe.

Das Mädchen genierte sich den Oberkörper zu entblößen.

»Wenn dir das Leben lieb ist... diese Uralte Methode wurde bereits vor 3000 Jahren in Mesopotamien beschrieben und im Mittelalter in Europa sehr populär, wegen rascher und wunderbarer Heilwirkung...«, versuchte sie zu überreden, »...andernfalls Schade um meine Bemühung...« Er erkannte die Chance.

Nur zögernd entblößte sie ihren Oberkörper. Mit gekreuzigten Armen bedeckte sie die straffen Brüste.

Mit glühenden Augen bewunderte er ihre Rosafarbene Haut. Sündige Gedanken überfielen ihn. Bei berühren der Haut konnte er kaum die Sexgefühle beherrschen. Zugleich spitzte er seine Ohren, ob da draußen unterm Fenster niemand lauscht. Seit gestern hatte er sogar die Hunde hungern lassen, damit sie wachsamer

wurden.

»Du hast einen schönen Rücken«, murmelte er, als die Behandlung mit Schröpfköpfen fertig war. »Du kannst dich wieder anziehen, gut zudecken, sonnst wirst du noch mehr krank.«

»Das ist nett von ihnen, aber ob das etwas hilft?«

»Morgen auf dem Rücken werden sich Blutergüsse bilden, diese werden dir die Gesundheit wiedergeben. Tatsächlich, am nächsten morgen war schon einigermaßen Normal. Die Schröpftherapie hat ihr doch geholfen.

Am Tage schlich Karol unbemerkt in die Scheune, und

füllte dort einen Strohsack mit Weizenstroh. Bei Anbruch der Dunkelheit trug ihn heimlich in die Unterkellerung. Józef und Jagusia sollte davon nichts erfahren.

Bevor er jetzt zu dem Mädchen ging, trank er vorher noch ein Glas Schnaps zur Ermutigung.

»Ich versetze dich, wo anders«, verkündete ihr in sanft-mutiger Form.

»Was haben sie mit mir vor? Denn das kommt mir so unerwartet vor.«

»Ich will meinem Versprechen nachkommen. Zieh diese Sachen an«, und legte auf den Stuhl eine Wattierte Windjacke, eine Hose und ein paar Wollsocken.

»Was soll das? Was wollen sie damit voll-bringen?«

»Ich versetzte dich in einen Raum unter der Küchendiele. Dort wirst du in Sicherheit.«

Als ihm dämmerte, wie steif seine Worte auf sie wirkten, verließ er die Stube.

Das Mädchen war Fassungslos. Zögernd zog sie die Klamotten an.

Karol stieg als erster hinunter, dann half er dem Mädchen die steile Stufen zu überwinden.

Im gedämpften Petroleumlampenlicht warf sie erschrockenen Blick auf den Abscheulichen Raum mit dem Strohsack und Blecheimer für Notbedürfnisse. Sie wollte schreien, konnte jedoch keinen Laut hervorbringen. In dem verschimmelten Loch erwartete sie Ungewissheit, Als ihr Zorn war verraucht, sagte sie mit verweinter Stimme:

»Sie haben wohl die Absicht mich lebendig hier begraben?«

»Rege dich nicht auf. Es ist kein ungeschickter Raum. Im Gegenteil, außer mir wird keiner wissen, wo du überhaupt steckst.«

»Ich ersticke in dem übelriechenden Loch.«

»Über Nacht bleibt die Falltür offen, du kriegst reichlich viel Luft«, sagte er um ihr den Mund zu stopfen.

Im nächsten Augenblick kroch er aus dem stinkigen Loch schnell heraus.

Er holte aus dem Küchenschrank eine angebrochene Schnapsflasche und prostete zu sich selbst. In Gedanken spulte er wieder und

wieder zu den Waldszenen zurück. Er bekam Gänsehaut, über das ungewisse Schicksal des Mädchens. In alkoholischer Stimmung ging er ins Bett.

Am nächsten Morgen sei er durch ein heftiges klopfen ans Fensterladen aus dem Schlafe aufgestört worden. Schwarze Vorahnung überfiel ihn. Die Falltür erst mal zuklappen und drüber ein Läuferhinlegen, war sein erste Warngedanke. Dann fasste er sich ans Herz und eilte zum Fenster. Ihm lief es eiskalt über den Rücken, bevor er die Fensterladenshälfte öffnete.
mniej..

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