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Einfluss der Sprache auf Weltanschauung und Stimmung - ebook
Einfluss der Sprache auf Weltanschauung und Stimmung - ebook
Klasyka na e-czytnik to kolekcja lektur szkolnych, klasyki literatury polskiej, europejskiej i amerykańskiej w formatach ePub i Mobi. Również miłośnicy filozofii, historii i literatury staropolskiej znajdą w niej wiele ciekawych tytułów.
Seria zawiera utwory najbardziej znanych pisarzy literatury polskiej i światowej, począwszy od Horacego, Balzaca, Dostojewskiego i Kafki, po Kiplinga, Jeffersona czy Prousta. Nie zabraknie w niej też pozycji mniej znanych, pióra pisarzy średniowiecznych oraz twórców z epoki renesansu i baroku.
Kategoria: | Klasyka |
Zabezpieczenie: | brak |
Rozmiar pliku: | 226 KB |
FRAGMENT KSIĄŻKI
AUF WELTANSCHAUUNG UND STIMMUNG
Drukarnia Zakładów Wydawniczych M. Arcta, Sp. Akc… w Warszawie, Czerniakowska 225
JAN BAUDOUIN DE COURTENAY
EINFLUSS DER SPRACHE AUF WELTANSCHAUUNG UND STIMMUNG.
(Drei Vorträge, gehalten in Kopenhagen Ende Mai und Anfang Juni 1923 auf Einladung des Rask-Orsted-Komitees).
Es ist wohl beweis einer grossen kühnheit, ja sogar dreistigkeit, meinerseits, wenn ich es wage, mit meinen vortragen vor das dänische gelehrte und gebildete publikum aufzutreten. Es gehört ja gerade Danemark zu denjenigen ländern, wo man seit vielen jähren einer imposanten reihe hervorragendster Sprachforscher begegnet. Es sind nicht nur gründliche und tiefgehende kenner des gegenständes, sondern nebenbei bahnbrechende denker, die verschiedene bis-dahin unbekannte aussiebten entdecken und an der spitze der wissenschaftlichen bewegung schreiten.
Es ist keine Schmeichelei meinerseits. Es ist einzig und allein eine objektive Wertschätzung, eine konstatierung des wirklichen tatbestandes.
Um sich also zu entscheiden, vor einem an belehrung seitens solcher meister gewohnten publikum das wort zu ergreifen, sollte man ganz sicher sein, dass man im stände ist, etwas wirklich neues und beachtenswertes vorzubringen Unterdessen, wenn ich einen objektiven massstab auchan mich selbst anlege, muss ich offenherzig bekennen, ich stehe ziemlich tief unter dem niveau, welches als obligatorisch für selbständige gelehrten betrachtet werden muss. Meine belesenheit in der sprachwissenschaftlichen literatur war immer sehr gering und folglich meine diesbezüglichen kenntnisse höchst bescheiden.
Ich hatte mehr oder weniger gelungene einfalle in einigen gebieten der Wissenschaft. Auf grund des von mir gewonnenen faktischen materials machte ich allgemeine Schlüsse, Vermutungen und allerlei Verallgemeinerungen, gab mir aber keine mühe, dieselben allseitig zu begründen und auf beleuchten. Ich habe dies und jenes angefangen, aber fast keine von meinen arbeiten biszu ende geführt. Ich habe kein ganzes gegeben und mich lediglich mit bruch-stücken begnügt.
Mit einem wort, muss ich mich als warnendes exempel betrachten, wie man gerade nicht arbeiten soll.
Ich habe eine ungeheure masse verschiedenartigsten materials (stoffes) angehäuft, die bearbeitung desselben aber immer weiter verschoben, bis ich endlich diese meine im-laufe meines ganzen lebens gesammelten schätze im j. 1918 in Petersburg verlassen musste, wo sie verloren und vernichtet wurden. Ich muss mich also als einen gewissermas-sen verstorbenen betrachten. Meine wissenschaftliche tätig-keit ist beinahe vollständig gelähmt, paralysiert. Es wurde mir ein grosses unrecht zugefügt, und ich würde gewiss vorgezogen haben, wenn man mich ganz einfach erschossen hätte, anstatt mich aller meiner mit einer solchen mühe gesammelten schätze zu berauben.
Unter diesen schätzen fanden sich auch reichliche materialien zu dem von mir gegenwärtig gewählten thema über den einfluss des sprachlichen denkens auf Weltanschauung und Stimmung. So wie es ist, nach dem an mir verübten raube, bin ich gezwungen mich fast ausschliesslich meinem gedächtnisse anzuvertrauen und auf die hilfe meiner notizen zu verzichten.
Infolgedessen glaube ich, dass Sie nicht viel neues von mir erfahren und dass überhaupt meine auseinandersetzungen ziemlich blass und wenig erspriesslich ausfallen werden.
§ 1. Das von mir gewählte thema zerfällt in zwei teile. Im ersten teile möchte ich den einfluss des sprachlichen denkens auf das menschliche denken und auf das menschliche fühlen nach verschiedenen Seiten hin im allgemeinen berühren. Der zweite teil aber soll einer möglichst allseitigen beleuchtung des zitsammenhangs gewidmet werden, welcher vermutlich zwischen der Unterscheidung grammatischer geschlechter und zwischen der Weltanschauung und Stimmung der mit diesem sprachlichen auswuchse belasteten individuen besteht.
I.
§ 2. Ich gehe von der unleugbaren tatsache aus, dass unser denken und fühlen keineswegs einheitlich ist. Es bewegt sich in verschiedenen richtungen und Strömungen. Das sprachliche denken und das es begleitende fühlen sticht deutlich und markant vom übrigen denken und fühlen ab. Trotzdem befinden sie sich in einem engen zusammenhange und beeinflussen sich gegenseitig. Das sprachliche denken bildet sich unter der unaufhörlichen einwirkung der aussenwelt, muss aber seinerseits die Wahrnehmung und die bearbeitung dieser aussenwelt in unserer psyche beeinflussen. Jedes neugeborene und an dem gesellschaftlichen verkehr mittelst der spräche teilnehmende individuum empfängt sprachliche eindrücke von seinen älteren sprachgenossen und bildet sich seine spräche einerseits, andererseits aber befindet sich unter der unaufhörlichen einwirkung der aussenwelt. Seine auffassung dieser aussenwelt, seine Weltanschauung wird von den eigentümlichkeiten dieser ihm einzuimpfenden und endlich eingeimpften spräche allseitig gefärbt. Was ist das erste und was ist das zweite, ob das individiuum, als sprachliches embryo, zuerst der einwirkung der aussenwelt und erst später der einwirkung der sprachlichen kundgebungen der es umgebenden personen unterliegt, ist ziemlich gleich-giltige und untergeordnete frage. Sie erinnert einigermassen an die frage: was war zuerst, huhn oder ei?
Im menschlichen geschlechte, als in einem historisch entstandenen und sprachlich tätigen kollektive, begann die spräche sich unter den von der aussenwelt, im weitesten sinne des Wortes, bekommenen reizen und einwirkungen zu entwickeln und hat sich schliesslich in voller Üppigkeit entwickelt. Die in der uns umgebenden natur vorkommenden eigentümlichkeiten und unterschiede spiegeln sich mehr oder weniger in den merkmalen und unterschieden unseres sprachlichen denkens ab. Aber hier, wie auch woanders, gilt der grundsatz: man solle das gleiche mit gleichem vergelten. Wenn sich die eigentümlichkeiten und unterschiede der natur, der gesellschaftlichen Organisation, schliesslich unserer inneren weit, unseres psychischen lebens in der spräche wiederspiegeln, so entledigt sich auch die spräche ihrer schuld dadurch, dass sie die in menschlicher seele durch den einfluss der aussenwelt entstandenen Vorstellungen eigenartig färbt und ihre merkmale und Unterscheidungen auf den in menschlicher seele existierenden mikrokosmos überträgt.
Die dem sprachlichen denken eigene Weltanschauung wird zur Weltanschauung des menschen überhaupt. Die durch die worte und sonstige Sprachelemente hervorgerufene Stimmung wird zur menschlichen Stimmung überhaupt, mag diese Stimmung freudig oder traurig, aufgeregt oder niedergedrückt, freundlich oder feindlich, wohlwollend oder unwillig, feierlich oder alltäglich sein.
§ 3. Es wirkt vor allem die spräche als solche, das sprachliche denken als solches, seine Offenbarung und kundgebung durch sprechende und sein vernehmen durch hörende, als eine eigenartige energie, auf unsere weltanschaung ein. Mittelst der spräche stellt sich der mensch aller übrigen tierweit entgegen. Diese bevorzugung des menschen, im unterschiede von den übrigen tieren, stärkt die dem menschen sowieso angeborene megalomanie, den menschlichen grössenwahn, die Überzeugung, es sei der mensch lieblingskind des Schöpfers, welcher ihn unter allen seinen geschöpi'en auszeichnete, ihm alle anderen geschöpfe und sogar die ganze weit unterordnete, ihn zum gegenstände seiner besonderen Sorgfalt und pflege machte, ihm den auftrag erteilte, alle lebende wesen und alles in irgend einer weise existierende zu benennen. Der Schöpfer hielt es sogar nicht unter seiner würde, auf die erde niederzusteigen, sich in die leibliche hülle eines solchen wurmes in der person seines eigenen sohnes einzuverleiben und sieh für diese elenden würmer kreuzigen zu lassen. Es' sind wohl nicht alle sprechenden geschöpfe vom diesem grössenwahn beherrscht; es ist aber klar, dassin den vom sprachlichen denken freien köpfen eine solche megalomanische idee keineswegs entstehen konnte.
Der mensch hat andere tiere gebändigt und gezähmt. Der mensch verstand es, auch die übrige natur zu seinem wohl und zu seinem schaden auszunutzen. Und da bildet er sich ein, er habe das recht dazu von dem Schöpfer selbst erhalten. Alle seine vorgehen und Umtriebe, alle seine übel-und greueltaten seien von dem schöpfer selbst nicht nur erlaubt, sondern sogar gesegnet. So etwas konnte sich nur ein sprechendes und in sprachlichen kategorien denkendes wesen einbilden.
Es giebt zwar im leben sowohl einzelner individuen, wie auch verschiedener menschlicher gruppen vorübergehende momente, wo man sich mit der ganzen belebten und unbelebten natur solidarisch fühlt, die ganze weit umarmen möchte und geneigt ist, im kämpfe mit der aussenwelt die waffen zu strecken und friedlich mit ihr zu leben. Es gehört dazu eine wohlwollende und gutmütige Stimmung, wobei man in dichterischer begeisterung die natur verherrlicht und sich für einen mit ihren reizen bezauberten und entzückten erklärt.