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Die Bande des Schreckens - ebook
Die Bande des Schreckens - ebook
Arnold Long war es, der Shelton gejagt hatte. Inspektor Arnold Long stellt dem Gauner Clay Shelton eine Falle. Shelton wird gefangen und zum Tode durch den Strang verurteilt. Bald nach der Vollstreckung scheinen alle für seinen Tod Verantwortlichen von einem Fluch getroffen: Henker, Richter, Ankläger – alle sterben unter mysteriösen Umständen. Aber da ist noch Inspektor Long von Scotland Yard. Wird Inspektor Long das nächste Opfer des Fluchs? Kann er der Rache des Toten entgehen?
Kategoria: | Classic Literature |
Język: | Inny |
Zabezpieczenie: |
Watermark
|
ISBN: | 978-83-8136-425-6 |
Rozmiar pliku: | 2,3 MB |
FRAGMENT KSIĄŻKI
Ulanen-Harry kam zur Polizeistation in der Burton Street, um seine Papiere vorzuzeigen. Düster und verbissen trat er näher und reichte dem diensttuenden Sergeanten seinen Entlassungsschein.
»Henry Beneford, auf Bewährung entlassen – ich soll mich hier melden.«
Dann sah er sich um und bemerkte Detektivinspektor Long, den man auch den »Wetter« nannte. Seine Augen blitzten unheimlich auf.
»Morgen, Inspektor – leben Sie auch noch?«
»Wie Sie sehen, bin ich immer noch im Amt«, entgegnete Long vergnügt.
Ulanen-Harry grinste häßlich.
»Wunder mich nur, daß Sie bei Ihrem verdammt schlechten Gewissen noch schlafen können. Die letzten fünf Jahre hab ich durch Ihre Lügen auf den Buckel gekriegt!«
»Hoffentlich gelingt es mir bald, Ihnen weitere fünf Jahre aufzupacken«, erwiderte der Wetter in guter Laune. »Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie an den Galgen bringen, dann gäbe es einen schlechten Menschen weniger auf der Welt.«
Harry hatte tatsächlich früher eineinhalb Jahre lang bei den Ulanen gedient, war aber dann mit drei Jahren Festung bestraft worden, weil er seinen Unteroffizier mißhandelt hatte. Er war ein vielfach vorbestrafter, brutaler, gefährlicher Mensch. Aber auch der Wetter war auf seine Art gefährlich.
»Hören Sie zu, Inspektor. Ich will Ihnen nicht drohen. Sie sollen keine Gelegenheit haben, mich wieder ins Kittchen zu stecken. Aber eins sage ich Ihnen: Nehmen Sie sich in acht!«
»Sie reden zuviel«, meinte der Wetter gutmütig. »Am Ende kommen Sie noch ins Parlament.«
Harry kochte vor Zorn und konnte vor Aufregung nicht sprechen. Er wandte sich kurz zu dem Sergeanten um und legte mit zitternder Hand seine Papiere auf das Pult.
»Gerissen sind Sie... wirklich gerissen«, stieß er schließlich wütend hervor. »Leute wie mich können Sie ja leicht fangen – aber warum machen Sie sich denn nicht hinter Shelton? Warum fangen Sie den nicht? Das kriegt kein Polizist in England fertig! Nicht einmal die Amateure!«
Der Wetter antwortete nicht darauf. Er interessierte sich im Augenblick nicht für Clay Shelton. Die Bemerkung über Amateurdetektive war natürlich auf ihn gemünzt, aber er kümmerte sich nicht weiter darum.
Aber als er nach Scotland Yard zurückkehrte, erfuhr er, daß er sich in Zukunft doch eingehend mit Mr. Shelton befassen mußte.
Einen Mann wie Shelton gab es auf der ganzen Welt nicht wieder. Fünfzehn Jahre lang war es ihm bisher gelungen, unter den verschiedensten Namen Kreditbriefe, Schecks, Tratten und andere Wertpapiere zu fälschen. Und fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit.
Inspektor Vansitter saß niedergeschlagen und mit düsterem Gesichtsausdruck im Büro seines Vorgesetzten.
»Es tut mir außerordentlich leid, Vansitter, aber es geht Ihnen ebenso wie allen anderen Beamten«, sagte Colonel Macfarlane. »Es ist noch das Beste, was Ihnen passieren kann, daß ich Ihnen die Bearbeitung des Falles nehme und sie einem anderen übertrage. Wirklich ein Glück für Sie, daß alle Leute, die sich bisher mit Sheltons Fälschungen befaßt haben, auch nur Mißerfolg hatten.«
»Wir können ihn nicht fangen, weil wir seine Person ja gar nicht kennen«, entgegnete Vansitter, »und vor allem, weil er vollkommen allein arbeitet. Nur ein glücklicher Zufall könnte uns helfen. Wenn eine Frau in die Sache verwickelt, wenn er verheiratet wäre oder sonstige Helfershelfer hätte, wäre er nicht fünfzehn Jahre lang unentdeckt geblieben. Ich glaube kaum, daß es jemandem gelingen wird, Shelton zu fassen, wenn er nicht einen groben Schnitzer machen sollte. Höchstens –«
Der Inspektor wollte nicht weitersprechen, bevor er nicht von seinem Vorgesetzten dazu ermutigt wurde. Colonel Macfarlane wußte sehr wohl, wen er meinte, sagte aber nichts, da er die Verantwortung nicht allein tragen wollte.
»Der Wetter«, sagte Vansitter schließlich.
Der Colonel runzelte die Stirne.
»Der Wetter!« Er schüttelte mißbilligend den Kopf.
»Wetter« Long hatte studiert und war Polizeibeamter, obwohl er sich den Sohn eines Millionärs nennen konnte. Er wandte sich diesem Beruf zu, weil er von Cambridge relegiert wurde. Mit Schimpf und Schande schickte man ihn nach Hause zurück, weil er einen Universitätspedell verprügelt hatte. Sein Vater war sehr böse darüber und sagte seinem Sohn Arnold, daß er in die weite Welt gehen und sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen sollte. Der Wetter tat das auch und erschien einen Monat später wieder im Hause seines Vaters, und zwar in der Uniform eines Polizisten. Und alle Bitten und Drohungen Sir Godleys konnten ihn nicht dazu bewegen, von seinem Entschluß abzulassen.
Wegen Arnolds einflußreicher Beziehungen hätten es seine Vorgesetzten gern gesehen, daß er nicht so schnell avancierte. Sie fürchteten den Vorwurf der Bevorzugung. Sicher würden im Parlament Anfragen kommen, wenn man ihn außer der Reihe beförderte. Trotzdem war er aber nach zwei Jahren Sergeant, denn es gelang seinem klugen Vorgehen, einige berüchtigte Verbrecher zu fassen.
»Reines Glück«, sagten seine Kollegen und Vorgesetzten von Scotland Yard. Und als er sich weiter auszeichnete, konnte man nicht umhin, ihm die Stelle eines Polizeiinspektors zu geben, weil ihn der Minister des Innern selbst zu dieser Beförderung vorschlug. Den »Wetter« nannten sie ihn, weil er gern herausfordernd sagte: »Wetten, daß?«
Aber er war kein Mann nach dem Herzen der Beamten von Scotland Yard, und sie hielten ihn den jüngeren Leuten auch nicht als leuchtendes Beispiel vor.
Wetter Long war groß, schlank und hübsch und verfügte über die Kraft eines trainierten, geschulten Körpers. Er zeichnete sich besonders im Laufen aus und hatte als Boxer seit zwei Jahren den Meistertitel für Amateure im Mittelgewicht. Klettern konnte er wie eine Katze, und er besaß auch etwas von der Zähigkeit und dem Instinkt dieses Tieres.
Auf seinem langen, schmalen Gesicht lag gewöhnlich ein Lächeln, denn er betrachtete Leben und Welt als einen großen Scherz.
»Meinen Sie wirklich, der Wetter wäre dieser Aufgabe gewachsen?« fragte Colonel Macfarlane und biß sich nachdenklich auf die Unterlippe. »Das kann ich eigentlich nicht riskieren. Er stellt sicher irgend etwas Unmögliches an, und wir müssen nachher wieder die Vorwürfe hören... und doch, man müßte es überlegen...«
Er dachte den ganzen Tag darüber nach, und um fünf Uhr abends ließ er Arnold Long in sein Büro kommen.
Mit einem vergnügten Grinsen hörte der Wetter, was ihm sein Vorgesetzter zu sagen hatte.
»Nein, ich brauche die Akten nicht einzusehen, ich weiß alles auswendig, was über Shelton berichtet worden ist. Geben Sie mir drei Monate Zeit, dann sitzt der Mann hinter Schloß und Riegel.«
»Nehmen Sie die Sache nur nicht zu leicht«, warnte Colonel Macfarlane.
»Wetten, daß?«2
An einem schönen Frühlingsmorgen ging Mr. Shelton die Lombard Street entlang, in der ausschließlich große Bankhäuser liegen. Er schwang seinen sorgfältig zusammengerollten Schirm und dachte an die Zeiten, als hier noch Pfandleiher und Geldwechsler ihre Geschäfte hatten.
Vor einem Gebäude mit einer blendenden Granitfassade hielt er an und betrachtete die monumentale Architektur, als ob er ein Tourist wäre, der sich zum erstenmal London anschaute.
»Was ist das für ein Gebäude?«
Der Polizist, den er fragte, stand gerade in der Nähe des Gehsteigs.
»Die City & Southern Bank.«
»Donnerwetter«, sagte Shelton bewundernd. »Wirklich stattlich!«
Ein Auto hielt vor dem Gebäude. Der Chauffeur sprang heraus und riß den Wagenschlag auf. Zuerst stieg ein schönes junges Mädchen aus, dann eine ältere Dame mit ernstem Gesicht und schließlich ein hübscher junger Mann mit schwarzem Schnurrbart und Monokel.
Die drei gingen in die Bank, und der Polizist trat zu dem Chauffeur.
»Wie lange haben sie wohl in der Bank zu tun?«
»Vielleicht fünf Minuten«, erwiderte der Mann und streckte sich behaglich auf seinem Sitz aus.
»Wenn es aber länger dauern sollte, müssen Sie drüben auf der anderen Seite parken...«
Der Polizist gab ihm noch einige Anweisungen und kehrte dann wieder zu dem »Touristen« zurück.
»Sie sind wohl fremd in London?«
»Ja. Ich bin erst vor kurzem aus Südamerika zurückgekommen. Dreiundzwanzig Jahre war ich dort. Liegt nicht auch das Gebäude der Argentinischen Bank hier in der Nähe?«
Der Polizist gab ihm Auskunft, aber Mr. Shelton machte keine Anstalten, dorthin zu gehen.
»Es ist schwer, zu glauben, daß in dieser Straße Millionen und aber Millionen von Goldreserven im Depot liegen.«
»Ich habe sie auch noch nicht zu sehen bekommen«, meinte der Beamte und lächelte ironisch. »Aber zweifellos – «
Plötzlich hob er die Hand halb zum Gruß. Eine Autodroschke war vorgefahren, und ein junger Mann war ausgestiegen. Er sah den Polizisten vorwurfsvoll an und betrachtete Mr. Shelton mit einem prüfenden Blick. Dann verschwand er auch in der Bank.
»War das ein Polizeibeamter?« Shelton hatte den unterbrochenen Gruß wohl bemerkt.
»Nein, ein Herr aus der City, den ich kenne«, entgegnete der Polizist und ging zu dem Chauffeur der Droschke, um auch ihm Instruktionen zu geben.
Als Wetter Long in die Bank kam, sah er das hübsche Gesicht des jungen Mädchens am Schalter und blieb einige Augenblicke stehen, bevor er in das Privatbüro des Direktors trat. Der kleine, untersetzte Herr mit dem kahlen Kopf erhob sich sofort bei seinem Eintritt und schüttelte ihm herzlich die Hand.
»Entschuldigen Sie mich, bitte, noch ein paar Minuten – ich muß eben eine Kundin begrüßen.«
Mit diesen Worten verschwand er aus dem Büro, kam aber nach kurzer Zeit wieder. Er lächelte und rieb sich die Hände.
»Das ist eine charaktervolle Frau«, sagte er. »Haben Sie die Dame gesehen?«
»Ja, sie ist wirklich ungewöhnlich hübsch.«
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